AVEGNIR INFRA SCUOL

FAQ

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Ausgangslage

Die Übernachtungs- und Gästezahlen für Scuol und die umliegenden Dörfer sind seit über einem Jahrzehnt rückläufig. Teils sehr grosse Hotels haben in dieser Zeitspanne ihre Tore geschlossen, ohne dass neue entstanden wären.

Die touristische Nachfrage verteilt sich zwar gut über das Jahr und die Auslastung in Saisonspitzen kann sich ebenfalls sehen lassen. Nur: Seit Jahren fehlen neue Impulse und Attraktionen, die sich positiv auf die Gästezahlen auswirken. Der Rückstand an Anreizen für die Schaffung von neuen warmen Betten ist ebenso wie der Logiernächterückgang dramatisch und spürbar. Dies zeigt der Vergleich mit anderen Ferienregionen.

Erfolgreicher Tourismus braucht starke Produkte. Deshalb findet Tourismusförderung primär über die Infrastruktur statt. So braucht das Unterengadin 30 Jahre nach der Eröffnung des Bogn Engiadina unbedingt ein neues Generationenprojekt.

Scuols Freizeitanlagen sind teils stark in die Jahre gekommen. Auch unsere Gäste haben eine klare Vorstellung davon, was Aufenthaltsqualität heisst. Leider zeigen Umfragen, dass wir als Ferienort diese Erwartungen bestenfalls noch erfüllen, aber nicht übertreffen. Um unsere Gäste jedoch für das Erlebnis zu begeistern, muss die Infrastruktur laufend modernisiert und auf heutige und zukünftige Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Rund 60 Prozent der Wertschöpfung im Unterengadin werden direkt im oder indirekt durch den Tourismus generiert! Rückläufige Übernachtungszahlen wirken sich drastisch auf die Wirtschaftsleistung der Region aus und führen langfristig zu Stellenrückgang und Abwanderung. Um den lebenswichtigen Wirtschaftszweig aufrechterhalten und fördern zu können, sind Investitionen in die öffentliche Tourismus- und Freizeitinfrastruktur das zentrale Instrument.

Ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiger Tourismus orientiert sich an nicht kopierbaren Werten und Stärken der Region. Nebst der Kultur in Form von Sprache, Geschichte, Architektur und Kulinarik sowie der intakten Naturlandschaft bildet im Unterengadin das Mineralwasser eine zentrales Differenzierungsmerkmal.
 
Zudem findet «guter» Tourismus nicht bloss zu Saisonspitzen statt, sondern verteilt sich im Idealfall über das Jahr und schafft Ganzjahresstellen. Genau darauf zielen Investitionen in Wetter- und Saisonunabhängige und Infrastrukturen ab: Sie sollen in den Saisonzeiten primär das breite Angebot (Wintersport, Wandern, Mountainbike etc.) aufwerten, können aber vor allem in nachfrageschwächeren einen eigenen Reisegrund darstellen.

Bogn Engiadina

Es ist zwingend, dass auch das bestehende BES als wirtschaftlicher und touristischer Motor der Region laufend modernisiert wird. Dabei reicht es in Zukunft nicht mehr, nur kosmetische Sanierungen zu machen. Das Gebäude ist inzwischen 30-jährig, die Bedürfnisse der Gäste ändern sich laufend und die Mitbewerber im In- und Ausland schlafen nicht.

Nebst den bereits erwähnten Synergiepotentialen (Technik, Personal, Reinigung) ist die Kombination für die nachgefragten Drei-Generationen-Aufenthalte sehr interessant: Während die Grosseltern sich im BES im Mineralwasser erholen, vergnügen sich die Eltern mit ihren Kindern im Familienbad. Nach einer gewissen Zeit kann eine «Ablösung» stattfinden und die Eltern können in die Bäder- und Saunalandschaft wechseln, während die Grosseltern im Familienbad auf ihre Enkel aufpassen. Zwischen den beiden Anlagen sorgt ein Bistro für einen gemeinsamen Begegnungsraum.

Die stark rückläufigen Frequenzen von rund 20‘000 Eintritten im Jahr 2000 zu noch rund 7‘000 Eintritten im Jahr 2019 zwingen uns die Frage auf, wie es mit dem Römisch-Irisch-Bad weitergehen soll. Ob ein weiterer Betrieb in Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Familienbads Sinn macht, soll während der Planungsphase im Detail erarbeitet werden. Eine neue Nutzung der bestehenden Räumlichkeiten ist wahrscheinlich.

Ein neues Hallenbad im Trü würde vor allem aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn machen und würde es verhindern, Synergien mit dem Standort Bogn Engiadina zu nutzen. Vor allem im Bereich Technik, aber auch im Personalbereich (Bademeister, Empfang, Reinigung) könnten Synergien nicht genutzt und Abläufe nicht optimiert werden. Zudem würde das zusätzliche zu erwartende Betriebsdefizit die finanzielle Belastung der Gemeinde stark erhöhen.

Quadras

Wenn das 25m-Becken in das neue Familien- und Erlebnisbad beim BES verlegt wird, soll das Hallenbad Quadras in eine zweite Turnhalle umgewandelt werden. Damit würden neue Kapazitäten sowohl für den Schulsport wie auch für lokale Vereine geschaffen werden. Kapazitäten, welche heute mehrheitlich und nachweisbar fehlen.

Diese Aufgabe kann mit einer guten Planung gelöst werden. Schulschwimmen findet nur während der Schulzeit und in definierten Blöcken statt. Während den Schulferien, wenn viele Familien mit Kindern in Scuol Ferien machen, besteht für Schulschwimmen kein Bedarf. Das geplante 25m-Becken wird über mehrere Bahnen verfügen, die teilweise für das Schulschwimmen gesperrt werden können.

Zudem ist auch bei der Definition der Öffnungszeiten des neuen Familien- und Erlebnisbades den Bedürfnissen der Schule Rechnung zu tragen. Öffnet das neue Bad beispielsweise erst um 10:00 Uhr so könnte es von 08:00 bis 10.00 Uhr für den Schulsport zur Verfügung stehen. Beispiele in anderen Gemeinden zeigen, dass dies funktioniert und allen Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann.

Areal Trü

Ja, im Trü wird baden weiterhin möglich sein, entweder in einem erneuerten Freibad, das weiterhin mit fixen Öffnungszeiten und einem Bademeister betrieben wird, oder mit einem Naturbadeteich, welcher eventuell eine grössere Flexibilität bei den Öffnungszeiten ermöglicht. Je nach Konzept und Grösse kann auch Sportschwimmen im Naturbadeteich möglich sein.

Die nun abgeschlossene Vorstudie hat ergeben, dass das Trü als Begegnungsort bestehen bleibt und auch in Zukunft unter freiem Himmel gebadet werden kann. Es ist noch offen, ob das Areal ähnlich seiner jetzigen Gestaltung erhalten bleibt (Variante A) oder, ob die Fläche mit der Realisierung eines Naturbadeteich weitgehend umgestaltet werden soll (Variante B). Beide Varianten werden weiter ausgearbeitet und zur Abstimmung gebracht.

Eine Variante beim Areal Trü ist die Realisierung eines Naturbadeteichs. Im Unterschied zum Naturbadesee, ist ein Naturbadeteich nicht auf einen natürlichen Zufluss angewiesen. Das Wasser zirkuliert in einem Kreislaufsystem und wird regelmässig durch einen natürlich angelegten Filter (Regenerationszone) gereinigt. Die Reinigung des Wassers erfolgt ganz ohne chemische Zusätze.

Das ist noch offen. Beides ist grundsätzlich möglich und wird in anderen Naturbadeteichen praktiziert. Eine denkbare Lösung für das Trü wäre, dass die Anlage beschränkt zugänglich ist (z.B. von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) und klare Regeln gelten (z.B. keinen Alkohol). Wie andere offene Gewässer, könnte der See ohne Eintritt und Aufsichtspersonal zugänglich sein.

Zum einen fehlen laut Gästeumfragen und Rückmeldungen der Bevölkerung (Resonanzforen, Workshops, Umfrage «Avegnir Trü») zentrale, wetterunabhängige Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten für Gross und Klein. Andererseits kann die lokale Kultur und Natur für Gäste noch besser, zugänglicher und ganzjährig verfügbar an einem zentralen Ort erlebbar gemacht werden. Diese Kombination aus Freizeit und Begegnung sowie lokale Kulturerlebnisse unter einem Dach, gepaart mit dem gastronomischen Angebot für das Areal Trü bildet den Grundgedanken der Idee «Chasa Trü».

Gurlaina

Der Planungskredit sieht einen Masterplan für das Sportareal Gurlaina vor. Dabei geht es einerseits um das heute bestehende Angebot (Eissport, Fussball- und Tennisplätze, Skillpark und Rollsportanlagen etc.) vor Ort, andererseits um Synergiepotentiale (Camping, Nähe zum Dorf und zu Vulpera, Gruppenhaus, Gemeindeareale, Spielplatz, etc.) und vor allem um künftige Nutzungsmöglichkeiten.

Ähnlich dem bisherigen Vorgehen soll im Jahr 2023 strukturiert, professionell und gemeinsam im besten Sinne der Bevölkerung auch geklärt werden, welche niederschwelligen und massenwirksamen Freizeit- und Sportangebote künftig in Gurlaina gefördert, ausgebaut oder angesiedelt werden sollen – und welche eher im Trü.

Investitionskosten & Finanzierung

Jede Infrastruktur hat Kosten für laufenden Unterhalt und eine beschränkte Lebensdauer. Ist diese erreicht und soll die Infrastruktur trotzdem unverändert erhalten bleiben, so steht entweder ein Ersatzbau an oder die Infrastruktur muss von Grund auf saniert werden. Auch ohne eine Weiterentwicklung, Umgestaltung oder Modernisierung fallen also «ohnehin» Kosten an. Im Fall von Trü, Quadras, Gurlaina und BES belaufen sich diese Kosten auf 30 Mio. CHF.

Aktuell rechnet der Lenkungsausschuss mit einer Investitionssumme von rund 60 Millionen Franken. Diese steht den oben genannten Ohnehin-Kosten von rund 30 Millionen gegenüber und ist über einen Zeitraum von 20 Jahren zu amortisieren. Das Infrastrukturprogramm soll den regulären Gemeindehaushalt nicht überstrapazieren.
Finanzierungsmöglichkeiten hierfür wurden bereits einmal zusammengetragen und grob diskutiert. Der Planungskredit beinhaltet jedoch die detaillierte Erarbeitung eines ausgewogenen Finanzierungskonzeptes– damit das Programm etappenweise umgesetzt und fair – im Sinne und Dienste aller Betroffenen und Nutzer finanziert werden kann.

Mögliche Finanzierungsansätze:

  • Öffentliche und/oder private Beiträge (Aktienkapitalerhöhung, Crowdfunding, Sponsoring, …)
  • Anpassung der Tourismusfinanzierung (Gästeabgabe und -pauschale, Tourismusabgabe)
  • Devestition – Verkauf von Assets (Gemeinde Scuol / gemeindeeigene Liegenschaften)
  • Erhöhung von Steuern (z.B. Liegenschaftssteuer)
  • Beiträge der Region resp. der Gemeinden im Unterengadin
  • Förderung von touristischer Infrastruktur im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP)
  • Förderung von Sportanlagen (KASAK / NASAK)
  • Beiträge aus dem Sportfonds (Swisslos)

 

Planungskredit

Mit dem Planungskredit sollen die verschiedenen Teilprojekte bis auf Stufe Vorprojekt weiterentwickelt werden. Die Vorprojektphase ist die kreative Phase bei der Planung (Architekturwettbewerb). Die Bedürfnisse (Pflichtenheft / Raumprogramm) werden in eine bauliche Lösung umgesetzt. Zum Vorprojekt gehört also der architektonische Entwurf, eine Kostenschätzung (+/- 20%) sowie ein Terminprogramm für die Umsetzung.

Ein Erweiterungsbau beim Bogn Engiadina sowie die Renovation oder Umgestaltung im Trü mit allfälliger Ergänzung durch eine «Chasa Trü» wirken sich massgebend auf die Umgebung und das Gesamtbild der Areale, aber auch auf das Dorfbild aus. Diese «Veränderung» soll nicht nur funktionell möglichst wert- oder wirkungsvoll sein, sondern auch ästhetisch ansprechen und sich architektonisch ins Gesamtbild fügen. Zudem bieten Neu- und Umbauten immer auch die Möglichkeit, gestalterische Akzente zu setzen, die lokale Baukultur zu präsentieren und den Bau bereits durch seine Architektur zu einem Anziehungspunkt zu machen. Entsprechende Ideen oder Architekturwettbewerbe integrieren diesen Aspekt in die Lösung und bieten darüber hinaus dem Baugewerbe die verdiente Plattform.

Nächste Schritte

Der vorliegende Kreditantrag ist das Resultat eines aufwändigen, strukturierten Prozesses mit intensiver Projektarbeit und bestmöglicher Integration und Partizipation der Betroffenen und interessierten Bevölkerung. Alternativen wurden dabei bereits behandelt, in den Lösungsweg integriert oder auch ausgeschlossen. Damit steht heute nicht bloss eine Grundidee für ein Infrastrukturprogramm fest, sondern auch mit welchen Massnahmen diese weiterverfolgt und präzisiert werden könnte – und was diese Planungsschritte beinhalten und kosten sollten. Ein Nein zum Planungskredit wäre ein Nein zum nächsten Planungsschritt. Damit würde das Infrastrukturprogramm ab dem 1.1.2023 nicht mehr weiterverfolgt werden, sondern als gescheiterte Absicht in den Akten verschwinden. In diesem Fall würde nur noch bei entsprechendem Bedarf und für jedes Areal individuell über Erhalt, Ausbau oder Rückbau entschieden werden.

Die Etappierung der einzelnen Teilprojekte ist ein wichtiger Punkt in diesem Generationenprojekt, welches eine für die Gemeinde tragbare Finanzierung überhaupt möglich macht. Die detaillierte Planung dieser Teilprojekte und die entsprechenden Kreditanträge zu Handen der Gemeindeversammlung dürfte wohl zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Dabei ist auch eine Priorisierung zu definieren. Möglich ist, dass das Familienbad, und damit die Umwandlung des Hallenbads Quadras in eine zweite Turnhalle, in einem Zeithorizont von fünf Jahren realisiert werden kann (2029). Danach stünde die Aufwertung im Gebiet Trü an und erst anschliessend würde die Entwicklung des Gebietes Gurlaina mittels des bis dahin entwickelten Masterplans realisiert werden. Es sind aber auch parallele Entwicklungen möglich.

Wir sprechen von einem Zeithorizont von 15 Jahren, bis alle drei Teilprojekte umgesetzt sind. Entscheidend ist es, dort anzufangen, wo die Hebelwirkung auf die Auswirkungen bei der touristischen Nachfrage am grössten ist. Und neue Gäste holen wir resp. bestehende Gäste binden wir nur mit einem Angebot für Familien an unsere Destination!

AVEGNIR INFRA SCUOL

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n.meyer[at]scuol.net

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